Jubiläumsfeier „Selbsthilfe beWEGt – seit 30 Jahren“
Über 200 Gäste feierten am 15. November 2019 gemeinsam mit dem Team des Selbsthilfebüro KORN das 30-jährige Bestehen im Rahmen der Jubiläumsfeier „Selbsthilfe beWEGt – seit 30 Jahren“ im Ulmer Haus der Begegnung. Das große, wertvolle Netzwerk des SHB KORN zeigte sich in der Vielzahl an Gästen, darunter ehrenamtlich engagierte Menschen aus Selbsthilfegruppen, viele Kooperations- und Netzwerkpartner, Unterstützer sowie Selbsthilfe-Interessierte.
Gemeinsam viel beWEGt
Unter der Moderation von Volker Wüst vom SWR Studio Ulm kamen verschiedene Weggefährten des Selbsthilfebüro KORN miteinander ins Gespräch und brachten zum Ausdruck, was Selbsthilfe in den letzten 30 Jahren beWEGt hat und auch heute noch beWEGt.
Wie in einer Selbsthilfegruppe üblich, saßen Wegbereitende und Wegbegleitende zusammen in einem Stuhlkreis und begegneten sich auf Augenhöhe, darunter der Oberbürgermeister der Stadt Ulm, Gunter Czisch, der Oberbürgermeister der Stadt Neu-Ulm, Gerold Noerenberg, Vertreter der Landkreise Alb-Donau und Neu-Ulm, der Krankenkassen und des Universitätsklinikums sowie Menschen, die in Selbsthilfegruppen aktiv sind. Ganz gemäß dem Motto der Selbsthilfe „Gemeinsam geht´s leichter“ haben die Weggefährten in den letzten 30 Jahren viel gemeinsam bewegt, für die Betroffenen in den Selbsthilfegruppen, aber auch in der Gesellschaft.
Selbsthilfe hat Kreise gezogen.
Resonanzerfahrungen als Kraftquelle
Nach einer Pause mit Jazzmusik trug Prof. Dr. Irmtraud Tarr in Ihrem Vortrag „BeWEGt leben mit Resonanz – menschliche Begegnung als Kraftquelle“ eindrucksvoll vor, warum „resonante“ Begegnungen mit Menschen heilsam sind und Kraft geben. „Immer mehr Menschen erfahren in ihrem Leben zu wenig Resonanz“, so die Psychotherapeutin, Buchautorin und Konzertorganistin. Menschen, die sich verausgaben, ohne zurück zu erhalten, was sie benötigen oder sich wünschen, laufen Gefahr, ein Gefühl der Entfremdung von der Welt zu empfinden, was sich beispielsweise in den wachsenden Burnout-Raten beobachten lässt. Resonanzerfahrungen sind eine Möglichkeit, solchen Entfremdungserfahrungen entgegen zu wirken.
Frau Prof. Tarr regte die Zuhörer an, sich mit persönlichen Resonanzmöglichkeiten auseinander zu setzen, um diese als Quellen des Mitschwingens und der wechselseitigen Einfühlung zu erleben. Hilfreich sei es dabei, sich mit atmosphärisch-schöpferischen Fragen zu beschäftigen, die Positivkräfte in Gang setzen: „Womit stehe ich in Resonanz?“ „Was bewegt, berührt, ergreift und verwandelt mich?“ „Was führt mich über mich selbst hinaus?“ Im Resonanzraum entstehe so ein Feld wechselseitiger Prozesse und Inspirationen.
Wer Aufmerksamkeit für die eigene leibliche Befindlichkeit entwickle, sensibilisiere sich auch für die entsprechenden Prozesse seiner Mitmenschen. Resonanz lässt zu sich kommen und gleichzeitig Verbundenheit erfahren. Sie ist nicht nur Grundlage kreativen Lernens, sondern schlichtweg das Medium, um der Isolation und Zerrissenheit unter Menschen entgegenzuwirken und sie zu überwinden.
Insbesondere Selbsthilfegruppen bieten Resonanzräume, wo wechselseitige, empathische Beziehungen der Teilnehmer*innen untereinander und ein „Mitschwingen“ mit dem Gegenüber möglich sind. Sich von Menschen oder Erlebnissen wie Natur, Musik oder anderen Hobbies berühren und bewegen zu lassen, lässt Kraft schöpfen. Resonanzerfahren helfen somit, Krisen zu meistern.
BeWEGende Fotoausstellung
Dr. Sergej Saizew (Stellv. Leiter und Pressesprecher der vdek-Landesvertretung Bayern) führte in die Foto-Wanderausstellung „Das kann Selbsthilfe“ vom Verband der Ersatzkassen (vdek) ein, die bereits bundesweit zu sehen war.
Einander zuhören, sich helfen, gemeinsam aktiv sein: In Selbsthilfegruppen nutzen Menschen ihr Wissen und ihre Kompetenzen, um sich gegenseitig zu unterstützen.
In Deutschland gibt es rund 50.000 Selbsthilfegruppen für fast alle körperlichen und psychischen Erkrankungen und Behinderungen. Um diesen vielseitigen Selbsthilfe-Aktivitäten ein Gesicht zu geben, hatte der vdek junge Fotografen eingeladen, das breite Spektrum der Bewältigungsstrategien in Bildern einzufangen.
Die Fotos und Texte zeigen eindrucksvoll, was gesundheitliche Selbsthilfe bedeutet:
Mit einer Krankheit oder einer Behinderung ein möglichst normales Leben führen. Lebensmut und Humor bewahren, Hilfe bei anderen Betroffenen suchen, aber auch selbst Unterstützung geben. In dem Menschen ihr Leben aktiv in die Hand nehmen, können Sie dieses aktiv beeinflussen und einen WEG finden, eine herausfordernde Lebenssituation leichter zu bewältigen. Die Ausstellung war anschließend vom 21. November 2019 bis 3. Januar 2020 im Haus der Begegnung in Ulm zu sehen.
Geselliger Ausklang
Umrahmt von bewegter Jazz-Musik, gespielt von einem Trio mit der Sängerin
Lea Knudsen, ließen die Gäste die Veranstaltung am bunten Buffet ausklingen
und bestaunten die ausdrucksstarken Fotos.
Das KORN-Team freut sich auf die nächsten 30 Jahre!
Foto (v.l.n.r.): Olivia Schmid (Honorarmitarbeiterin), Christine Lübbers (Geschäftsführerin), Lydia Ringshandl (Dipl. Sozialpädagogin), S. L. und Agnes Fackler (geringfügig beschäftigte Mitarbeiterinnen)
Herzlichen Dank an die GKV Gemeinschaftsförderung Baden Württemberg,
die ARGE Krankenkassenverbände Bayern, die Ulmer Bürgerstiftung, die
Volksbank Ulm-Biberach eG, die Sparkasse Ulm, die Stadt Neu-Ulm und den Landkreis Neu-Ulm für die finanzielle Unterstützung unserer Jubiläumsfeier.