Das macht Sie stark für die Stürme des Lebens
26 einzigartige Stuhl-Kunstwerke haben uns im Advent staunen lassen. Die Fotos der Stühle können Sie hier nochmals bewundern.
Die Stuhl-Kunst-Austellung war nur einer von mehreren Höhepunkten am Selbsthilfe-Aktionstag am 12. November 2016.
Frau Dr. Christina Berndt (Bestsellerautorin und Wissenschaftsjournalistin) begeisterte die Zuhörer im Stadthaussaal mit ihrem Vortrag: „Resilienz. Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft“.
Wie versprochen, haben wir Ihnen einige Tipps aus dem Vortrag von Frau Berndt zusammengetragen:
11 Tipps, wie Sie gut durch eine Krise kommen
1. Selbstwirksamkeit
In schwierigen Situationen ist es extrem hilfreich zu wissen, dass Sie selbst etwas ausrichten können und nicht nur „Spielball“ sind. Sie haben selbst Einfluss auf Ihr Leben und können Dinge gestalten.
2. Soziale Kontakte
Bauen Sie sich ein Netzwerk aus guten Beziehungen auf. Das macht stark und stärkt die Seele in Krisen des Lebens. Es tut gut, sich auf jemanden verlassen zu können aber auch für andere da zu sein.
3. Hilfe annehmen
Wenn Sie merken, dass Sie alleine nicht zurechtkommen, nehmen Sie Hilfe an. Besuchen Sie zum Beispiel eine Selbsthilfegruppe oder gehen Sie zu einer Beratungsstelle. Es ist wichtig, diesen Punkt zu erkennen und nicht alles in sich hineinzufressen. Sie können selbst die Initiative ergreifen und sich jemandem anvertrauen. Manchmal hilft auch schon ein Gespräch mit der Familie oder einem Freund weiter.
4. Positive Sicht auf sich selbst
Sicher kennen Sie das Gefühl: Wenn etwas schief gegangen ist, empfindet man oft Schuldgefühle, selbst wenn einem keine Schuld trifft. Anstatt sich selbst Vorwürfe zu machen, können Sie die gesündere, positive Sichtweise wählen. Überlegen Sie sich, welche äußeren, nicht beeinflussbaren Faktoren dazu geführt haben, dass etwas nicht geklappt hat.
5. Humor
Es hilft, wenn Sie Dinge nicht so ernst nehmen und das Beste aus der Situation machen. Nehmen Sie bewusst wahr, was Sie alles Gutes im Leben haben und wie viel Gutes täglich passiert.
6. Blick in die Zukunft
Betrachten Sie eine Situation in der Langzeitperspektive. Wie denken Sie in 5 Tagen, 5 Monaten oder 5 Jahren über eine Sache? Eine belastende Situation wird dann meist viel kleiner.
7. Ziele setzen
Nehmen Sie sich realistische Ziele vor und setzen diese um. Auch kleine Schritte bringen Sie voran.
8. Eigene Stärken erkennen
Vertrauen Sie auf Ihre Stärken und persönlichen Fähigkeiten. Überlegen Sie, was Sie gut können und notieren sich diese positiven Eigenschaften. Richten Sie den Blick auf das Positive.
9. Herausforderungen annehmen
Kleine Herausforderungen stärken uns. Gehen Sie ihnen nicht aus dem Weg, sonst sind Sie am Ende immer weniger bereit Herausforderungen anzunehmen, weil sie das nicht mehr gewohnt sind. Überfordern Sie sich aber nicht. In schwierigen Situationen brauchen Sie nicht zusätzlich einen Jobwechsel oder große Veränderungen.
10. Sich erinnern
Manchmal hilft es, sich zu erinnern: Wie bin ich früher mit einer belastenden Situation umgegangen wie zum Beispiel den ersten Liebeskummer bewältigt. Zunächst dachten Sie vielleicht, dass Sie die Situation nie überstehen. Rückblickend war es doch nicht so schlimm. Manchmal können Menschen hinter Erlebnissen sogar einen Sinn sehen oder können eine neue Lebenseinstellung gewinnen.
11. Resilienz wächst im Laufe des Lebens
Weil wir Erfahrungen wie Liebeskummer oder Ähnliches gemacht haben und machen, werden wir mit zunehmendem Alter resilienter. Die Resilienz wächst also im Laufe des Lebens. Die negative Seite ist, dass Sie dafür Krisen durchleben müssen. Deshalb ist es schon für Kinder hilfreich, wenn sie nicht überbehütet werden. Nur so können Sie ihre eigenen Erfahrungen machen, aus denen sie lernen können.
Diskussionsrunde
Menschen machen Menschen stark
Auf dem Podium trafen sich zu einem Gedankenaustausch über stärkende Faktoren:
- Dr. Christina Berndt, Autorin des Bestsellers „Resilienz“
- Christa Ranz-Hirt, Frauenselbsthilfe nach Krebs
- Iris Mann, Bürgermeisterin
- Prof. Dr. Harald Gündel, Leiter der Psychosomatischen Klinik und 1. Vorsitzender des Selbsthilfebüro KORN e.V. sowie
- Christine Lübbers und Lydia Ringshandl, Selbsthilfebüro KORN
Moderiert wurde die Runde von Verena Hussong vom SWR
Bürgermeisterin Iris Mann betonte, dass das Selbsthilfebüro KORN für die Region außerordentlich wichtig sei. Da Menschen unterschiedlich sind, könne Genesung nur durch einen unterschiedlichen Mix an Hilfen gelingen. Jeder müsse selbst herausfinden, was ihn stärke. Menschen in Selbsthilfegruppen stärkten nicht nur sich selbst, sondern auch andere. Sie seien ein ganz wertvoller Bestandteil im Gesundheitssystem und deshalb wäre es gut, dass sie vom Selbsthilfebüro KORN wertvolle Basis-Unterstützung erhalten.
Christa Ranz-Hirt berichtete von Ihrem persönlichen Weg zur Selbsthilfe. In schwierigen Lebenssituationen könne die eigene Familie und Freunde nur bis zu einem gewissen Grad helfen. Die Gesellschaft, in der nach außen alles Positiv sein soll, mache es Betroffenen schwer, Hilfe anzunehmen. Dabei brauche sich niemand zu schämen, der aus dem Netz fällt und Hilfe braucht. Zu erkennen, dass man Hilfe braucht und bereit ist, diese anzunehmen, sei ein ganz wichtiger Schritt.
Zusammenfassend sind es insbesondere soziale Kontakte, die im Sturm des Lebens stark machen. Nicht einsam zu sein und z.B. in der Gruppe Halt zu finden. Dies bestätigte auch Prof. Dr. Harald Gündel. Verschiedene Forschungsergebnisse belegen, dass Einsamkeit sogar Einfluss auf die menschliche DNA und Entzündungsherde im Körper hat. Gemeinschaft hingegen gebe Menschen Stärke, Halt und Sinn und wirke sich positiv auf die Gesundheit aus.
„Heyoka-Theater“ am Aktionstag
Auszug aus Freundschaftsgeschichte
Einen kurzen Auszug aus ihrem Stück „Die Farbe des Weizens“ spielte das inklusive Heyoka-Theater am Aktionstag auf der Stadthaus-Bühne.
„Selbsthilfe macht Sinn-Parcours“ am Aktionstag
Warum macht Selbsthilfe Sinn?
In der Kontaktstellenarbeit hören wir oft die Frage: „Warum soll ich in eine Selbsthilfegruppe gehen? Ich bekomme alles, was ich brauche im Internet: Informationen und Austausch.“
Ja, warum eigentlich macht es Sinn, aus dem Haus zu gehen und sich mit echten Menschen in einer Selbsthilfegruppe zu treffen? Wir haben uns auf die Spurensuche gemacht. Gemeinsam mit Menschen aus Selbsthilfegruppen hat das Selbsthilfebüro KORN in zwei Workshops im April und Juni 2016 zusammengetragen, was „ich bekomme, wenn ich eine Selbsthilfegruppe besuche“.
Nicht nur um Inhalte ging es an den beiden Workshop-Abenden, sondern auch darum, wie wir sinnlich ausdrücken können, was Selbsthilfegruppen den Teilnehmern bieten: mit Bildern, Farben und Dingen zum Fühlen und Anfassen. Das Ergebnis sind 5 Infowände / -stände, an denen am Aktionstag Selbsthilfe-Aktive aus der Region mit Besuchern ins Gespräch kamen.
Die wunderschönen Fotos zu den Mottosprüchen haben wir auf Postkarten drucken lassen und am Aktionstag verteilt.
„5 Gründe“, eine Selbsthilfegruppe zu besuchen. Warum das Internet Selbsthilfe nicht ersetzen kann“, lautete 2015 der Titel des Leitartikels in unserer SelbsthilfeZEITung. Diese 5 Gründe nahmen wir als hilfreiche Vorgabe für die Motto-Stände des Parcous.
Selbsthilfegruppen spenden Wärme
„Möchten Sie sich mit einem Schluck Tee aufwärmen?“, war die Frage am Stand „Selbsthilfegruppen spenden Wärme“. Zum Tee gab es herziges Gebäck.
Selbsthilfegruppen geben Kraft
Ob sich Besucher getraut haben, sich den Superhelden-Umhang umzulegen? Wäre „sinnvoll“ gewesen, denn fast jeder hat und hatte im Alltag mit Krisen zu kämpfen und hat sie überstanden. Helden des Alltags sind wir deshalb alle. Für alle gab es auch kraftspendenden Traubensaft am Stand.
Selbsthilfegruppen machen das Leben leichter
„Für mich sind Ameisen das schönste Symbol, was in einer Gruppe möglich ist“, war die Aussage eines Selbsthilfegruppen-Teilnehmers im Workshop. Und weil man am besten „Limonade machen sollte, aus Zitronen, die das Leben reicht“, gab es an dieser Parcours-Station Zitronenlimonade zu trinken.
Selbsthilfegruppen bringen Licht ins Dunkel
„Ein Licht am Ende des Tunnels sehen“ oder die „neue Sicht auf die Dinge bekommen“, das waren Aussagen von Selbsthilfe-Aktiven zu ihren Gruppenerfahrungen. Am Infostand lagen als Symbole bereit Kerzen und Ferngläser.
Selbsthilfegruppen sind echt
Und zu guter Letzt fassen wir zusammen: Selbsthilfegruppen sind echt. „Dort triffst du echte Menschen“ und „setz dich echt mit deinen Problemen auseinander“. Zumindest wahrhaftiger, als im Internet, war das Fazit.
Selbsthilfe-Aktionstag – Da müssen Sie hin …
… hatten wir geschrieben.
Und Sie waren da,
am Samstag, 12. November 2016 im Stadthaus Ulm.
„Was macht stark für die Stürme des Lebens?“, hatten wir gefragt.
Über 300 Interessierte verfolgten Vortrag, Theaterstück und Diskussionsrunde – im Stadthaussaal, von der Empore aus, einige sogar im Stehen.
Und sicherlich weit mehr als 300 Menschen, staunten über die Stuhl-Kunstwerke der regionalen Selbsthilfegruppen.
Danke
Das Team des Selbsthilfebüro KORN bedankt sich recht herzlich bei der AOK Baden-Württemberg, der Arbeitsgemeinschaft der Krankenkassenverbände in Bayern, der Sparkasse Ulm, dem BKK Landesverband Süd und der Aktion 100.000, die unseren Selbsthilfe-Aktionstag finanziell unterstützt haben. Ebenso geht unser großer Dank an die Selbsthilfeaktiven und zahlreichen Helfer, die zur Verwirklichung unseres Aktionstages beigetragen haben.