
Veranstaltungsrückblick „Das Glückslabor – Aufwind für die Seele“
Krisen hin und Herausforderungen her: Sich mit dem zu beschäftigen, was glücklich macht und den Blick auf Positives zu richten, ist gerade in Corona-Zeiten besonders wichtig um Kraft zu schöpfen. Dies und viele interessante Ergebnisse aus der Glücksforschung erfuhren die Teilnehmer*innen in der Online-Veranstaltung „Das Glückslabor – Aufwind für die Seele“ am Montag, den 29.03.2021 mit Referentin Reingard Gschaider (Schauspielerin, Trainerin + Charisma-Trainerin). Die Veranstaltung wurde vom Selbsthilfebüro KORN für Engagierte aus der Selbsthilfe organisiert.
Was ist Glück und lässt es sich festhalten?
Glück ist etwas, wonach sich jeder sehnt, das jeder erreichen möchte. Dabei hat jeder Mensch seine eigene Auffassung davon, was es bedeutet glücklich zu sein, wie es sich anfühlt und wodurch dieses Glück zu erreichen ist. Wir sprechen häufig davon „Glück zu haben“, wenn die Umstände uns wohlgesonnen sind. Aber auch unabhängig von den äußeren Umständen sind wir stets „unser eigenen Glückes Schmied“. Der Austausch der Teilnehmer*innen in Kleingruppen zur Fragestellung „Was macht mich glücklich?“ zeigte, dass jeder Tag kleine Glücksmomente schenken kann, wenn man bereit ist, diese zu entdecken. Das kann z. B. der Duft von frisch aufgebrühtem Kaffee am Morgen sein, die Gewissheit ein Dach über dem Kopf zu haben, ein Spaziergang in der Natur oder ein Gespräch mit einem vertrauten Menschen. Wichtig ist es, den Blick auf das Positive zu richten. Auch materielle Dinge können glücklich machen, jedoch verflüchtigt sich das Glück durch Materielles schnell wieder, wie Studien zeigen. So sind z. B. Lottogewinner nach kurzer Zeit wieder auf demselben Glücksniveau wie zuvor. Glück ist vielmehr ein Gefühl, das wir selbst herbeiführen und spüren können. Wer glücklich ist, fühlt sich gut, lacht und hat Freude im Leben.
Inneres Gleichgewicht durch die Herzatmung
Frau Gschaider lud die Teilnehmer*innen zur Herzatmung-Übung ein. Dabei atmeten die Teilnehmenden sehr langsam und bewusst ein und aus und stellten sich vor, dass die Atmung durch das Herz in den Körper strömen würde und die Atmung auch durch das Herz wieder den Körper verlässt. Gleichzeitig legten die Teilnehmenden eine Hand auf die Herzregion und dachten an eine schöne Situation, in der Sie sich sehr wohl gefühlt haben. Durch diese Übung reagiert das Herz auf Impulse und meldet seine Wahrnehmung an das Gehirn. Mit der Herzatmung kann der Herzrhythmus in ein gleichmäßiges Schwingungsmuster gebracht werden. Das Herz signalisiert dem Gehirn: „Alles ist gut! Keine Gefahr!“. Wie viele Studien belegen, sorgt dies für Entspannung und Wohlbefinden sowie für eine bessere Konzentration. In dieser entspannten Lage fällt es uns zugleich leichter, Lösungen für Fragestellungen zu sehen, berichtete Frau Gschaider. Um den positiven Effekt zu verstärken, empfiehlt Sie, diese Übung regelmäßig anzuwenden.
Diese Faktoren bestimmen die Lebensfreude
Nach Martin E. P. Seligman (Professor für Psychologie und Vertreter der Positiven Psychologie) entspricht Glück folgender Formel: „Glück ist gleich Vererbung plus Lebensumstände plus Wille“. Frau Gschaider lud die Teilnehmenden ein, einzuschätzen, welcher dieser drei Faktoren davon am entscheidendsten fürs Glücklichsein ist. Das Ergebnis war für alle überraschend. Während unsere Gene 50 Prozent zu unserem Glücksempfinden beitragen, spielen die Lebensumstände eine wesentlich kleinere Rolle. Etwa die Wohnsituation, der Beruf oder eine Partnerschaft tragen gerade einmal zehn Prozent zu unserem Glück bei. Eine viel entscheidendere Rolle spielen mit 40 Prozent der Wille und die Einstellung zum Leben. Dazu zählen z. B. alle Aktivitäten, für die wir uns aktiv entscheiden, um glücklicher zu werden. Das kann ein Hobby, eine bewusst gewählte Ernährung, eine Achtsamkeits-Übung oder der Besuch einer Selbsthilfegruppe sein – letztlich alles, was persönlich glücklich macht.
Dass die Lebensumstände für das Wohlbefinden weniger relevant sind, belegt u.a. eine Studie, bei der untersucht wurde, wie es Menschen nach einem schweren Unfall ergeht. Etwa ein halbes Jahr nach diesem Ereignis, lernten die allermeisten, sich anzupassen und damit umzugehen. Nur wenige zerbrachen daran und manche fühlten sich sogar glücklicher als zuvor. Zufriedenheit, Optimismus und Glück sind also letztendlich auch von uns selbst beeinflussbar.
Eine auf 75 Jahre angelegte Glücksstudie, die Grant Studie, zeigte, dass wir vor allem andere Menschen brauchen, um glücklich zu sein. Gute und tragende Beziehungen helfen uns, schwierige Lebensphasen zu meistern, sie machen uns nicht nur glücklicher, sondern auch gesünder. Dies können positive Kontakte innerhalb der Familie, zu Freunden, aber auch zu lockeren Bekanntschaften sein. Das freundliche Wort vom Nachbarn oder Kollegen schenkt ebenfalls Freude und erhellt unseren Alltag.
Selbsthilfe macht glücklich
Dass das Leben herausfordernde Lebenssituationen, Krisen oder Krankheiten bereithält, wissen Menschen aus Selbsthilfegruppen nur zu gut. Gerade dann ist es besonders wichtig, den Blick auf das Positive zu richten. Aber was hilft dabei, Licht in dunkle Zeiten zu bringen, neue Perspektiven zu sehen und wieder Lebensfreude zu gewinnen? Wichtig ist es, aktiv zu werden und sich ein Netz aus verschiedenen Hilfen zu knüpfen. Teil eines tragenden Netzes kann der Besuch einer Selbsthilfegruppe sein. In Selbsthilfegruppen helfen und unterstützen sich Menschen gegenseitig, die vom gleichen Problem oder der gleichen Krankheit betroffen sind. Ganz nach dem Motto „Gemeinsam geht´s leichter, verbessern sie ihre herausfordernde Lebenssituation. Die Umstände im Leben können wir uns nicht immer aussuchen, doch wie wir damit umgehen, das können wir beeinflussen.
Schon Aristoteles sagte: „Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen“.